Vor kurzem hat Thomas Kröter den Berliner Neo-DJ Jens Stuller interviewt. Da Jens immer mal wieder auch in München auflegt, kenne ich ihn und seine Musik persönlich. Beim Lesen des Interviews habe ich mich gefragt, was ich wohl auf Thomas Fragen geantwortet hätte. Hier also auf der Basis von Thomas Fragen (einige habe ich leicht abgeändert und ein paar ergänzt) ein fiktives Interview mit mir selbst. Um das Folgende zu verstehen, solltest du erst das Interview mit Jens lesen, sonst verstehst du vieles nicht.
Was ist für dich Neotango?
Ich kann mit Jens Definition gut leben, obwohl sie stark in Richtung Electro geht. Aber trotzdem ist der Begriff sehr schwammig. Was ist z.B. mit modernen Gruppen wie Romantica Milonguera die „alte“ Titel „covern“ (die negative Sicht) bzw. neu interpretieren (die positive Sicht)? Ist das jetzt „Neo“ oder „neo-traditionalistisch“? Falls nicht, was sonst? Für viele ist ja auch Piazzolla & Co „Neo“. Da stimme ich wieder mit Jens überein, dass wir für diese Musik (und NUR für diese) weiterhin den etablierten Begriff „Tango Nuevo“ verwenden sollten.
Elio Astor, der international wohl bekannteste DJ der Neo-Szene, fasst den Begriff erheblich weiter. Er versteht unter Neotango alle zeitgenössische Musik, auf die sich in klassischer Tango-Umarmung tanzen lässt.
Das ist prinzipiell auch mein Ansatz. Wenn man sich eine typische Playlist von mir anschaut, erkennt man das breite Spektrum an Musik, die ich spiele.
Die Anhänger des klassischen Tango sagen: Nur Tango ist Tango.
Zunächst einmal mag ich in diesem Zusammenhang das Adjektiv „klassisch“ nicht besonders. Da soll man wohl gleich klassische Musik (Bach, Mozart, Beethoven) und Hochkultur assoziieren. Ich bevorzuge weiterhin „traditioneller“ Tango. Aber zurück zu deiner Frage: Diese Behauptung ist schlichtweg falsch. Selbst in der „goldenen Epoche“ war es völlig normal, dass auf einer Milonga „otros ritmos“, also andere Rhythmen / Musik wie Cumbia, Salsa oder Swing gespielt wurden. Bis 2006 gab es in Buenos Aires sogar ein Gesetz, das andere Musik explizit verlangt hat. Ein paar Tradi-Fundis erfinden einfach Dinge, um ihre Version des „wahren“ Tangos zu propagieren (und erstaunlich viele Leute glauben ihnen).
Wie bist Du zum Tango gekommen?
Ich habe sehr spät, erst vor etwas mehr als zehn Jahren mit Tango angefangen. Vorher war es mir nie in den Sinn gekommen zu dieser langweiligen Musik zu tanzen. Es war eher ein glücklicher Zufall, nämlich eine wunderbare Open-Air Milonga unter Kastanien, die damals noch regelmäßig auf der Praterinsel an der Isar stattgefunden hat. Aber ich weiß noch gut, wie oft ich gerade im ersten Jahr kurz davor stand alles hinzuwerfen. Die Musik spielte dabei zwar nicht die einzige, aber doch die wichtigste Rolle (schlechter Unterricht kam u.a. auch noch dazu).
Ich komme ja eigentlich vom internationalen Folklore-Tanz. Ich habe zwar auch mal Standard/Latein bis Goldstar gemacht, aber das war nie so meins, allein schon, weil ich diesen typischen Tanzorchester-Sound nicht leiden kann. In der internationalen Folklore (mein Schwerpunkt war Israel und Balkan) hat man eine unglaubliche Vielfalt an Klängen und Stimmungen (daher kommt auch meine Liebe zur „Weltmusik“, die ich in meinen Milongas ziemlich häufig spiele). Gerade im israelischen Tanz hat man das ganze emotionale Spektrum von traurig / melancholisch bis hin zu schnell / energiegeladen. Es gibt auch viele schöne Paartänze, aber die sind halt alle choreographiert und die Frau tanzt „ihre“ Schritte, egal ob der Mann die jetzt „geführt“ hat oder nicht. Das fand ich immer ziemlich frustrierend und deswegen hat mich der Tango so fasziniert.
Welche Rolle spielt „Improvisation“ für dich?
„Improvisation“ ist ja eines der wichtigsten „Alleinstellungsmerkmale“ bzw. „Verkaufsargumente“ des Tango. In der Realität ist es damit aber nicht weit her, die meisten Leute wären schockiert, wenn man sie mal filmen und anschließend analysieren würde, was sie da eigentlich tanzen. Ich würde mal schätzen, dass man bei mindestens 90% aller Tänzer die Schrittkombinationen bzw. Figuren an zwei Händen abzählen kann. Hardcore-Tradis erklären die Reduktion von Figuren ja sogar zum Programm, da sind es noch weniger. Jetzt kann man es natürlich bereits „improvisieren“ nennen, wenn man seine paar Figuren nicht immer in der gleichen Reihenfolge tanzt. Mit echter Improvisation hat das aber natürlich nichts zu tun.
Wenn ich spontan etwas Neues ausprobieren möchte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht klappt, ziemlich hoch. Das beißt sich mit der Etiquette, die von mir als Führendem verlangt, dass sich die Frau „wohlfühlen“ soll, damit sie den Tanz „genießen“ kann. Die Folge dieses Gebotes ist, dass die meisten Männer sinnvollerweise nur die Sachen tanzen, die sie absolut sicher beherrschen, das ist meistens nur ein relativ kleines Repertoire, da bleibt kein Raum mehr für „riskante“ Improvisationen.
Das „Wohlfühl“-GEbot und das „Unterrichts“-VERbot auf Milongas (die beide selbstverständlich ihre Berechtigung haben) verhindern auch, dass Leute besser werden. Kaum eine Frau kann zum Beispiel auf Anhieb eine NICHT-verdoppelte Molinette tanzen (aus mir unerfindlichen Gründen wird sie fast immer verdoppelt unterrichtet / gelernt). Zwei kurze Sätze zur Erklärung und ein bisschen Üben würden bei guten Tänzerinnen schon genügen um diese Variation tanzen zu können (und damit viel mehr rhythmische Möglichkeiten zu bekommen), aber das ist halt bäääh.
Ein anderes Beispiel ist das Kreuz zur „anderen“ Seite, also vom Mann aus nach rechts und von der Frau nach links. Ist jetzt auch nicht sooo schwer, aber wenn eine Frau es noch nie getanzt hat, wird es wahrscheinlich auch nicht gleich auf Anhieb klappen.
Wieder eine andere Vorstellung von „Improvisation“ ist, dass der Mann (fast) gar nichts macht / führt, sondern einfach schaut, was die Frau macht und sich ihr „anpasst“. Da passieren dann sicher viele ungeplante, spontane Sachen, aber das entspricht überhaupt nicht meiner Vorstellung von „schönem“ Tanzen und „Kommunikation im Paar“.
Was hältst du von der Diskussion um den „umarmungs- vs. bewegungsfokussierten“ Tango?
Das ist eine dieser bizarren Tradi-Diskussionen (so wie auch das endlose Gedöns um Mirada, Cabeceo und die ganzen anderen Códigos), die ich amüsiert verfolge. Was soll das für ein blöder Gegensatz sein? Ich tanze „Poema“ doch anders als z.B. „Perro Viejo“. Die Art der Umarmung (eng, mittel, offen) und die Dynamik der Bewegungen hängt doch unmittelbar von der Art der Musik ab. Nur wenn es kaum mehr Unterschiede in der Dynamik gibt und alles nur noch eine Einheits-EdO-Sauce ist, dann ist es eh schon wurscht und man tanzt alles in der gleichen Haltung / Umarmung.
Und wie bist du zum Neotango gekommen?
Zum einen natürlich die Musik, zum anderen aber auch der freiere und kreativere Tanzstil. Den derzeit so beliebten, extrem reduzierten, „neo-viktorianischen“ Tradi-Tanzstil finde ich einfach sterbenslangweilig, mir ist völlig schleierhaft, wie man sich stundenlang gerne so bewegen kann.
Göttinseidank gab es vor rund zehn Jahren in München noch mehrere (musikalisch) „gemischte“ Milongas und auch noch mehr Neolongas. Inzwischen ist ja auch München leider eine Tradi-Wüste. Wenn ich heute mit Tango anfangen würde, würde ich nach spätestens einem halben Jahr wieder aufhören.
Hast du eine Erklärung für diese Entwicklung?
Nein, nicht wirklich. Bis heute ist mir völlig unverständlich, warum sich die Tango-Szene derart zersplittert hat und die verschiedenen Lager sich z.T. bis aufs Messer bekämpfen. Bei Gerhard Riedl kann man nachlesen, wie die Entwicklung in München gelaufen ist und wie sich eine verbohrte, intolerante Ideologie weitgehend durchgesetzt hat.
Umso erstaunlicher ist das Ganze, weil ich kaum jemand kenne, der die typische EdO-Musik wirklich „schön“ findet. Kaum jemand käme auf die Idee sich diese Museums-Musik freiwillig zu Hause oder im Auto anzuhören. Nach meinem Eindruck nehmen viele / die meisten (?) Leute die Musik halt resigniert in Kauf, weil es keine Alternativen (mehr) gibt, sie den Tanz und die damit verbundene Nähe aber so mögen. Eine Tanguera hat mir mal erzählt, dass sie die Musik so weit wie möglich ausblendet (es sei eh immer das selbe Gedudel) und sich auf die Umarmung und das schöne Gefühl der körperlichen Nähe konzentriert. Mir ist völlig schleierhaft wie man sich stundenlang zu immer dem selben „squeaky scratchy sound of shellacs“ (= quietschender / jaulender, verkratzter Klang von Schelllack-Platten) bewegen und dabei Spaß haben kann (ok, Spaß scheinen – wenn man sich die Gesichter anschaut – die allerwenigsten zu haben). Bei anderen Tanzrichtungen geht es mir aber genauso, am schlimmsten finde ich in dieser Hinsicht Salsa. Eigentlich mag ich die vielen Drehungen und das Gewurschtel mit den Armen, aber typische Salsa-Musik ertrage ich max. 20 Minuten.
Interessant sind ja auch die psychologischen Aspekte dieser musikalischen „Nostalgie“. Tomás Kohl vermutet z.B.: „… that some people want to mentally travel back in time and that tango gives them this escapist opportunity.“ Aber das wäre ein eigenes Interview …
Die Neo-Szene hat aber natürlich auch Mitschuld an den gegenwärtigen Zuständen. So wurde früher z.B. Electro-Tango m.E. viel zu häufig gespielt. Ich weiß noch, dass ich am liebsten fluchtartig die Milonga verlassen hätte, wenn zum x‑ten Mal z.B. „Santa Maria“ von Gotan Project gespielt wurde. Und dann auch diese ätzend langen, monotonen „Lounge“-Stücke, die haben, denke ich, auch viele Leute vergrault. Da ist di Sarli & Co dann das kleinere Übel.
Und wie hältst Du es mit der Ordnung Deiner nicht traditionellen Musik?
Ich spiele meistens „homogene“ Tandas. Die meisten Tandas sind von EINEM Interpreten bzw. einer Gruppe / einem Orchester und sind auch „emotional“ homogen, also langsam / traurig / romantisch oder flott / fröhlich. Wie ich einzelne Tandas zusammenstelle und nach welchen Kriterien ich sie zu einer Playlist zusammenstelle, habe ich ausführlich in diesem Beitrag erläutert.
Im Gegensatz zu Jens spielst du Cortinas. Warum?
Cortinas erleichtern m.E. das (weitgehend) gleichzeitige Wechseln der Partner und erleichtern es, sich vom Anderen zu trennen. Ohne Cortinas muss ich mir als Mann immer überlegen, ob ich mich jetzt schon bedanken und verabschieden kann, ohne unhöflich zu wirken („alles unter einer Tanda ist eine Demütigung“). Zum zweiten strukturieren Cortinas den Abend. Ich weiß, jetzt ist das Eine zu Ende und jetzt kommt was Neues. Ich kann erstmal abwarten und reinhören und mich dann entscheiden, wo ich tanzen möchte oder nicht. Wenn Jens in München auflegt, spielt er zwar (leider) keine Cortinas, aber man erkennt doch meistens ganz gut, wann eine Tanda zu Ende ist und eine neue beginnt. Bei vielen Neo-DJs erkennt man das aber überhaupt nicht. Die spielen ein wildes, „kreatives“ Durcheinander, bei dem man nie weiß, was als nächstes kommt. Ich HASSE es aus Höflichkeit zu Musik tanzen zu müssen, die mir nicht gefällt. Wenn ich eine Frau besser kenne, ist es kein Problem, ein scheußliches Stück „auszusitzen“, mit einer fremden kann man das aber nicht bringen.
In traditionell orientierten Milongas wählen die DJs aus der Musik von – wenn es hoch kommt – 20 Orchestern aus. Eine überschaubare Menge im Vergleich mit der gesamten Pop- und Rockmusik, die Dir als Neo-DJ offen steht. Wie findest Du Dich da zurecht?
Es gibt schon mal viele Musikrichtungen, die ich entweder nur sehr sparsam (wie Electro) oder gar nicht spiele, wie Techno, Disco, Soul, Funk, Metal, Rock (hängt von der Definition ab), Jazz (mit wenigen Ausnahmen), Lounge, Chill Out, Ambient etc.
Die meisten meiner Stücke entdecke ich auf Spotify und YouTube. Auf Facebook gibt es ein paar nützliche Gruppen wie z.B. nontangos for tangodancers. Ab und zu schicken mir Leute Stücke, von denen sie glauben, dass sie mir gefallen könnten. Und wie bei Jens können sich meine Gäste Stücke wünschen, da entdecke ich manchmal auch Neues.
Was muss ein Stück haben, damit Du es in Deiner Milonga spielst?
Ähnlich wie bei Jens eine schöne Melodie und einen klaren, aber nicht zu dominanten bzw. monotonen Rhythmus. Alles weitere ist Gefühlssache, die ich nicht in Worte fassen kann.
In der traditionellen Szene gibt es ein Herangehen, demzufolge DJs Musik auflegen, die sie für tanzbar und populär halten, die aber nicht unbedingt ihre persönliche Lieblingsmusik sein muss. Wie hältst Du das?
Alle Stücke, die ich spiele, „mag“ ich im weitesten Sinne. Das ist natürlich ein großes Spektrum von „na ja, geht schon“ bis hin zu „zum Dahinschmelzen“ mit vielen Abstufungen dazwischen. Um Jens Beispiel zu nehmen, Jimi Hendrix würde ich nur spielen, wenn ich weiß, dass ich jemand damit eine große Freude mache, z.B. an seinem / ihrem Geburtstag.
Es gibt DJs, die keine Publikumswünsche mögen, weil sie sich selbst Gedanken über den Flow ihrer Veranstaltung gemacht haben. Der soll nicht gestört werden.
Ich habe grundsätzlich überhaupt nichts gegen Publikumswünsche (ganz im Gegenteil), nur erfülle ich sie nicht gleich am selben Abend. Ich spiele ja keine einzelnen Stücke, sondern Tandas mit jeweils drei Stücken, die zu einer Playlist zusammengestellt sind. Wenn also jetzt jemand daherkommt und sich z.B. „Tango de Altamar“ wünscht, müsste ich auf die Schnelle zwei andere passende Stücke finden, sie zu einer Tanda zusammenstellen und irgendwo in meiner Playlist einfügen (und eine andere Tanda entsprechend löschen). Das ist mir alles zu viel Stress, ich bin ja in erster Linie DJ geworden um selber zu schöner Musik tanzen zu können. Das gewünschte Stück gibt es einfach eine Woche später mit Ansage: „Die nächste Tanda ist für den Thomas. Er hat sich Musik von Amores Tangos gewünscht.“
Gibt es Musiker, die Du besonders gern auflegst?
Ja klar, z.B. Ed Sheeran und Sam Smith. Ansonsten sind es bei mir eher Phasen, in denen ich bestimmte Musik häufiger auflege. Derzeit begeistert mich z.B. Romantica Milonguera, ihr neuestes Stück ist einfach phänomenal. Auch El Cachivache gefällt mir sehr. Solche Sachen spiele ich dann häufiger.
Wieviel klassischer Tango darf’s in Deinen Milongas sein?
Mein Verhältnis ist meistens ca. 75:25.
Wie schaut’s mit Pugliese und Piazzolla aus? Pugliese gilt allgemein als schwer zu tanzen, Piazzolla halten viele für untanzbar.
Beide spiele ich aus den genannten Gründen eher selten. Piazzolla noch etwas häufiger als Pugliese, was aber wahrscheinlich daran liegt, dass ich ein paar Piazzolla-Fans habe, denen ich damit eine Freude machen kann. Und es ist ja auch immer die Frage, welcher Piazzolla gemeint ist. Reden wir von „Oblivion“ und „Libertango“ oder von den wirklich schwierigen Stücken? Und was bedeutet „tanzbar“? Die wenigsten Leute hören ja z.B. bei „Libertango“ den 3–3‑2 Rhythmus, geschweige denn, dass sie ihn tänzerisch angemessen umsetzen können (ist ja auch ein höllisch schnelles Tempo). Ist ein Stück „tanzbar“ nur weil ich einfach irgendwas mache, was aber eigentlich gar nicht passt? Mit diesen Fragen habe ich mich in einem eigenen Beitrag näher beschäftigt.
Muss bei Dir die Pista immer voll sein? Oder darf es bei bestimmten Stücken auch weniger sein, solange Du schaffst sie wieder zu füllen?
Kein Problem, wenn die Tanzfläche mal nicht ganz so voll ist. Mein musikalisches Spektrum ist so groß, da ist es ganz normal, dass nicht immer allen alles gefällt. Außerdem ist es ja ganz normal, dass man zwischendrin mal eine Pause machen möchte. Ich kann / will auch nicht drei Stunden durchtanzen.
Seit einiger Zeit wird in der Neoszene mit bunten Projektionen gearbeitet. Was hältst Du davon?
Davon halte ich wenig. Es hängt natürlich von der Art der Veranstaltung und der Musik ab. Wenn es eine eher unkonventionelle Milonga mit „Freitänzern“ und Contango-Leuten und dynamischer (Electro-) Musik ist, bei der eher offen bzw. „frei“ getanzt wird, mag es passen. Wenn es aber auch romantische, „kuschelige“ Musik gibt (und bei mir gibt es viel davon), dann stören diese Projektionen m.E. die Innigkeit des Paares. Ich finde es sehr irritierend, wenn die Frau nicht „bei mir ist“, sondern sich z.B. ständig umschaut, weil sie irgendjemand sucht oder ein anderes Paar beobachtet. Andersherum ist es natürlich genauso unhöflich. Und wenn da irgendwas projeziert wird, schaut man natürlich automatisch hin. Die paar Male, bei denen ich das bislang erlebt habe, empfand ich es nie als Bereicherung, sondern eher als Ablenkung.
Zum Schluss eine Frage zum sozialen Klima in einer Milonga. Ein Berliner Tangotänzer hat gerade auf Facebook einen großen Erfolg einer Initiative für Gleichberechtigung rund um die Pista erzielt. Er möchte, dass Frauen genauso selbstverständlich zum Tanzen auffordern wie Männer. Wie sieht das in der Neo-Szene im Allgemeinen und speziell in Deinen Veranstaltungen aus?
Ich sehe es genau wie Jens. Ich kann natürlich auch nicht für DIE Neo-Szene sprechen, das Ganze ist eine langsame Entwicklung, die einfach Zeit braucht. In der aktuellen Tangodanza (bei Rubriken / Discusión) ist ja der erste Teil eines Artikels von mir über guten bzw. schlechten Tangounterricht. Da plädiere ich auch dafür, dass im Unterricht von Anfang immer wieder mal die Rollen getauscht werden. Allein schon, damit Frauen verstehen bzw. spüren wie schwierig es ist, sich neben den eigenen Schritten noch auf die Führung konzentrieren zu müssen und damit Männer verstehen / spüren, wie schwierig es ist, unklare (bzw. fehlende) Führungsimpulse in Bewegung umsetzen zu sollen.
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