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All You Can Write

… ist oft das Mot­to von Schü­lern, wenn es um die Beant­wor­tung von Fra­gen geht. Eine Fra­ge, die sich in vier Sät­zen beant­wor­ten lässt, wird in epi­scher Brei­te aus­ge­walzt, ggf. wird noch Hin­ter­grund­wis­sen ein­ge­baut, viel­leicht auch noch ein Ver­weis auf etwas was man vor kur­zem im Unter­richt bespro­chen hat – manch­mal bekommt man für eine Popel­fra­ge über eine Sei­te Text, durch den man sich durch­wüh­len muss.

Leh­rer sind an die­sem „The more, the mer­ri­er“ aller­dings in den meis­ten Fäl­len sel­ber schuld. An den Schul­auf­ga­ben mei­ner Kin­der sehe ich immer wie­der, dass die LRS (Laber Reich­lich Stra­te­gie) sich meis­tens lohnt. Der Leh­rer freut sich, dass der Schü­ler im Unter­richt auf­ge­passt hat oder über Hin­ter­grund­wis­sen ver­fügt und belohnt das viel­leicht auch noch mit einem Extra­punkt. Selbst­ver­ständ­lich wird der Schü­ler immer wie­der ver­su­chen, sei­ne Ant­wor­ten ent­spre­chend auf­zu­pep­pen – woher soll er schließ­lich wis­sen, wann sich der Leh­rer über „Bonus-Mate­ri­al“ freut und wann nicht?

Zum Labern erzieht man sei­ne Schü­ler aller­dings auch, wenn man alles was nicht zur eigent­li­chen Fra­ge gehört ein­fach igno­riert und sich nur die rich­ti­gen Sachen aus der Ant­wort her­aus­pickt. Aus der Sicht des Schü­lers emp­fiehlt sich wie­der so viel wie mög­lich hin­zu­schrei­ben, irgend­was wird schon stimmen.

Im Inter­es­se einer zügi­gen und effek­ti­ven Kor­rek­tur – denk dran, wie­viel wert­vol­le Lebens­zeit du mit Kor­ri­gie­ren ver­bringst – soll­test du dei­nen Schü­lern von Anfang an klar machen, dass alles was nicht zur Fra­ge gehört (bei den Inhalts-Punk­ten) unwei­ger­lich zu Abzü­gen führt. Bevor die Schü­ler anfan­gen ein­zel­ne Fra­gen aus­zu­for­mu­lie­ren, soll­ten sie bekannt­lich alle Fra­gen erst­mal ana­ly­sie­ren um z.B. Über­schnei­dun­gen zu erken­nen. Bei die­ser Ana­ly­se lau­tet die Fra­ge in ers­ter Linie „Was soll ich machen?“, fast genau­so wich­tig ist aber auch „Was soll ich NICHT machen?“.

Die kom­mu­ni­ka­ti­ve Wir­kung von aus­schwei­fen­den Ant­wor­ten illus­trie­re ich ger­ne münd­lich. Auf eine ganz ein­fa­che Fra­ge eines Schü­lers, z.B. nach der Bedeu­tung eines Wor­tes, fan­ge ich zu labern und phan­ta­sie­ren an. Ich quas­sel z.B. über die alt­eng­li­sche Her­kunft des Wor­tes, sei­ne Ver­än­de­rung im Mit­tel­eng­li­schen, wel­cher Schrift­stel­ler es beson­ders ger­ne ver­wen­det hat und ähn­li­chen Quatsch. Die irri­tier­te Reak­ti­on des Schü­lers („Actual­ly I only wan­ted to know …“) the­ma­ti­sie­ren wir dann und bespre­chen, dass man auch im Schrift­li­chen prä­zi­se Fra­gen prä­zi­se beant­wor­ten soll­te und dass alles Zusätz­li­che nur stört.

Ana­lo­gien zwi­schen schrift­li­cher und münd­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­on benut­ze ich übri­gens häu­fi­ger. Zu klei­ne Fuz­zel­schrift ver­glei­che ich ger­ne mit zu lei­sem Spre­chen und wenn ich die Wir­kung von unle­ser­li­chem Geschmot­zel ver­deut­li­chen möch­te, fan­ge ich an in unver­ständ­li­chem Texas-Slang zu knödeln.

Anspie­lung in der Überschrift …

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Mr. Manners

  1. Stefan

    Sehr rich­ti­ger Beitrag. 

    Bei uns heißt das Buli­mie-Ler­nen. Ler­nen was lern­bar ist und dann in der Schul­auf­ga­be sein Wis­sen „aus­kot­zen“. Die Leh­rer has­sen es, die Schü­ler auch und doch wird es einem von der Pike auf ein­trai­niert. Auch hat jeder Leh­rer ande­re Stan­dards und Erwar­tun­gen. Die meis­ten akzep­tie­ren Geschwa­fel und des­we­gen wird sich ein Schü­ler auf kleins­ten gemein­sa­men Nen­ner ein­stel­len. Man müss­te die Noten­ge­bung abschaf­fen, wenn man das ändern wollte.

  2. Michael

    Hal­lo Jochen,

    auch hier stim­me ich dir zu, dass man nicht zum „Labern“ erzie­hen soll. Qua­li­tät, nicht Quan­ti­tät soll­te das Ziel sein. Dei­ne Aus­füh­run­gen ent­spre­chen den neu­en Richt­li­ni­en für das Abi in Baden-Würt­tem­berg, wonach nicht nur Fal­sches, son­dern auch Über­flüs­si­ges zu Punkt­ab­zug führt!

  3. Obama

    I agree with that completely.

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