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All’s Well That Is Spoken – in English

Vor kur­zem ging es bei EnPaed dar­um, wie man Schüler/innen dazu brin­gen kann im Unter­richt Eng­lisch zu spre­chen. Dazu ein Gast­bei­trag von Wolf­gang Alke­witz.

Die Fra­ge, wie man Schüler/innen im Eng­lisch­un­ter­richt dazu bringt, eng­lisch – und nicht die ver­trau­te Mut­ter­spra­che – zu spre­chen ist ein Dau­er­bren­ner unter Englischlehrenden.

Die Beant­wor­tung der Fra­ge ist von didak­ti­schen Moden und spe­zi­fi­schen Lehr­erfah­run­gen (incl. Per­sön­lich­keits­typ, Schul­form etc.)  gefärbt, des­halb fin­det man zahl­rei­che, unter­schied­li­che Ant­wor­ten darauf.

Die Sprach­lehr’­pu­ris­ten‘ sagen: Bloß kein Deutsch im Englischunterricht!

Die ‚deutsch­sym­pa­thisch‘ Ori­en­tier­ten sagen: Die Ver­wen­dung der deut­schen Spra­che ist sogar erwünscht, weil sie das Ver­ste­hen der Unter­schie­de bzw. Über­ein­stim­mun­gen bei­der Spra­chen ver­deut­licht (vgl. dazu „Mut­ter­spra­che als Sprach­mut­ter“).

Die Prag­ma­ti­ker sagen: So wenig deutsch wie mög­lich, so viel eng­lisch wie mög­lich – wobei hier im Lau­fe der Lern­jah­re eine Ent­wick­lung hin zum Eng­li­schen erwünscht ist; dies mag man als „auf­ge­klär­te Ein­spra­chig­keit“ des Eng­lisch­un­ter­richt bezeichnen.

Die Resi­gnier­ten sagen: In der Schu­le lernt man sowie­so kei­ne Fremd­spra­che rich­tig, ich spre­che deutsch, sol­len die Schü­ler doch auch deutsch spre­chen. Ich habe schon manch eine Klas­se eines sol­chen Kol­le­gen über­nom­men, es gibt sie also wirklich…

Wie auch immer, wenn man nicht gera­de resi­gniert hat, fin­det es ver­mut­lich nie­mand unter uns hilf­reich, wenn Schüler/innen deutsch und nichts als deutsch (oder tür­kisch oder …) im Eng­lisch­un­ter­richt spre­chen. Also müs­sen wir uns etwas ein­fal­len las­sen und in die päd­ago­gi­sche Trick­kis­te grei­fen – wobei es kei­nen Trick gibt, der immer und über­all wirkt. Aber: ”Litt­le strokes fell big oaks.“

Hier spon­tan ein paar Tricks:

Ich spre­che im Eng­lisch­un­ter­richt sel­ber vor­zugs­wei­se eng­lisch – je höher, des­to mehr, wobei gera­de schul­or­ga­ni­sa­to­ri­sche Din­ge ruhig auf deutsch ablau­fen soll­ten (fin­de ich). Die deut­sche Spra­che (außer­halb der eigent­li­chen ‚Lehr-/Lerns­pha­sen‘) erleich­tert (ermög­licht?) es einem, die Leh­rer-Schü­ler-Bezie­hung emo­tio­nal (und hof­fent­lich posi­tiv) zu fär­ben. Sonst bleibt man als Leh­rer als Spe­zia­list sei­nes Faches emo­tio­nal weit weg von den Schüler/innen (selbst im LK).

Wenn mög­lich, staf­fie­re ich den Klas­sen­raum mit eng­lisch­spra­chi­gen Pos­tern (maps, pho­ne­mic charts etc.) und Unter­richts­er­geb­nis­sen aus und schaf­fe so eine klei­ne ‚eng­li­sche Umgebung’.

In den unte­ren Jahr­gän­gen hän­ge ich ein sicht­ba­res Signal auf (z.B. die bri­ti­sche / ame­ri­ka­ni­sche Flag­ge / oder auch eine Figur aus dem Eng­lisch­buch (die es manch­mal in Kuschel­form gibt): wenn sie da ist, reden wir *nur* eng­lisch – und mit Hän­den und Füßen.

Part­ner- und Grup­pen­ar­beits­pha­sen hal­te ich in Anfangs­pha­sen immer recht kurz – bei ent­spre­chen­den Auf­ga­ben natür­lich. Anre­gun­gen dafür fin­den sich etwa in dem Kapi­tel über „Zehn Pro­to­ty­pen fremd­sprach­li­chen Übens“ aus einem Stan­dard­werk (nicht nur) für Refe­ren­da­re: Johan­nes – P. Timms (Hrsg.) Eng­lisch ler­nen und leh­ren. S. 337–41, eine Zusam­men­fas­sung fin­det sich auch in der Enpaed files section.

Wenn Schüler/innen in Part­ner- oder gar Grup­pen­pha­sen deutsch spre­chen, ver­zweif­le ich nicht, son­dern wer­te mei­ne Beob­ach­tun­gen päd­ago­gisch aus. Sie kön­nen etwa dar­auf hin­wei­sen, dass die Schüler/innen sich nicht trau­en oder auch, dass sie sich inhalt­lich-the­ma­tisch sehr enga­gie­ren (oder auch kei­nen Bock haben).

Ich ermun­te­re mei­ne Schüler/innen insb. vor, manch­mal auch wäh­rend sol­cher Pha­sen dazu, eng­lisch zu spre­chen. Dazu schrei­be ich Sät­ze wie „Prac­ti­se your Eng­lish“ an die Tafel; oder lege auch schon­mal Foli­en auf mit ent­spre­chen­den (meist wit­zi­gen) Schil­dern aus dem ‚rich­ti­gen Leben‘ (=> “Speak Eng­lish“ goog­len!); wei­se sie auf die Logik des Ler­nens: wenn ich etwas (eine Sport­art, ein Musik­in­stru­ment, eine Spra­che) kön­nen will, muss ich mich auch dar­in – und nicht woan­ders – üben.

Ich för­de­re die lan­guage lear­ning awa­re­ness: Die Schüler/innen zeich­nen sich am Anfang des Schul­jahrs eine Figur (Qua­drat, Pyra­mi­de, Schne­cke, …) von z.B. 100 Fel­dern. Am Ende jeder Unter­richts­stun­de schraf­fie­ren sie pro gespro­che­ner *ein* Feld, bis die Figur voll ist. Man kann die­se Seite(n) mit Namen in der Klas­se aus­hän­gen (muss es aber nicht), und der Schü­ler zeich­net eine ande­re Figur. (Die Zahl 100 ist recht hoch und wird im Fron­tal­un­ter­richt nicht erreicht wer­den; die Durch­schnitts­sprech­zeit pro 45-Minu­ten-Unter­richts­stun­de beträgt laut DESI pro Schüler/in 11 Sekunden.)

Ich lobe Schüler/innen, wenn sie gute Ergeb­nis­se in der eng­li­schen Spra­che her­vor­ge­bracht haben (vgl.  „How to Prai­se Your Stu­dents“). In den unte­ren Klas­sen sind “award sti­ckers“ der Ren­ner, die es in jedem eng­li­schen Schreib­wa­ren­la­den oder natür­lich auch online zu kau­fen gibt. Auch mög­lich: Sel­ber Smi­leys ins Schü­ler/in­nen-Heft malen.

Ich ver­sor­ge sie mit spe­zi­fi­schem Wort­schatz (z.B. ‚How to take part in dis­cus­sions‘, ‘Class­room Phra­ses’), wel­chen sie zu ler­nen  ‑und zu ver­wen­den – haben. Dazu gehört auch, dass ich in sol­chen Pha­sen umher­ge­he (‚moni­to­ring‘) und Lexik- und Gram­ma­ti­ki­tems notie­re, die nicht gewusst bzw. falsch ange­wandt wer­den; in spä­te­ren ‚lan­guage stu­dy‘ – Pha­sen wird dies gezielt ’nach’­be­han­delt.

Ich sank­tio­nie­re den Gebrauch der deut­schen Spra­che und ver­tei­le Auf­ga­ben für Deutsch­spre­chen­de. (Das mache ich aber selten…)

Ich ver­wen­de vor­zugs­wei­se Auf­ga­ben­for­ma­te, die die Schü­ler dazu (zwin­gen) ver­lei­ten, (mög­lichst viel) Eng­lisch zu sprechen.

Bei­spiel: Sie müs­sen nicht nur ein Ergeb­nis part­ner- bzw. grup­pen­wei­se erar­bei­ten, son­dern auch die Prä­sen­ta­ti­on des­sel­ben. In der Ple­nums­pha­se würf­le ich dann evtl. eine/n (oder meh­re­re) aus, der/die das Grup­pen­er­geb­nis vor­trägt / vor­tra­gen, so dass jede/r damit rech­nen muss dran­zu­kom­men und ein egos­ti­sches Inter­es­se dar­an hat, die Prä­sen­ta­ti­on auch zu kön­nen. Über­haupt las­se ich Schüler/innen, ins­be­son­de­re in höhe­ren Klas­sen, des öfte­ren (auf Eng­lisch natur­al­ment) präsentieren.

Bei­spiel: Die Schüler/innen lesen sich (in unte­ren Klas­sen) einen Text mit der Tech­nik „read and look up“ vor (wie ein Nachrichtensprecher).

Bei­spiel: Ein Sch.‘ liest dem ande­ren einen Text­ab­schnitt vor, der Zuhö­rer muss den Text­ab­schnitt in eige­nen Wor­ten zusam­men­fas­sen usw.

Es gibt noch unzäh­li­ge Bei­spie­le, ins­be­son­de­re aus dem ‚koope­ra­ti­ven Ler­nen‘ und dem ‚task-based lear­ning‘.

Es emp­fiehlt sich Gelas­sen­heit: laut DESI-Stu­die beträgt der Sprech­an­teil von Schüler/innen im nor­ma­len Unter­richt eh nur (durch­schnitt­lich) etwa 12 Sekun­den pro Unter­richts­stun­de (gerech­net auf eine Klas­sen von 30 Schüler/innen). Wenn sie also in Part­ner- oder Grup­pen­si­tua­tio­nen mehr als 12 Sekun­den eng­lisch spre­chen, dann liegt das bereits über dem deutsch­land­wei­ten Durchschnitt.

Last but not least: Es soll Schüler/innen geben, für die das Erler­nen der eng­li­schen Spra­che nicht die obers­te Prio­ri­tät in ihrem Leben dar­stellt. Sei­en wir nett – auch zu ihnen.

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  1. Claudia Boerger

    Vie­len Dank, Wolf­gang, fuer die vie­len Anregungen. 

    Ich moech­te noch hin­zu­fue­gen, dass ich zur Sprech­ak­ti­vie­rung ger­ne mit warm up Uebun­gen arbei­te (Bei­spie­le und Begruen­dung gibts hier: https://www.jochenlueders.de/?p=2406).
    Dabei hat es sich zusaetz­lich als hilf­reich erwie­sen, wenn man oft Zufalls­paa­re und-grup­pen bil­det, da es dabei kei­ne gehei­men Abspra­chen zwi­schen „alten Seil­schaf­ten“ gibt, NICHT eng­lisch zu sprechen.

  2. Sibylle Hunziker

    Bei mir hat sich Fol­gen­des gut bewährt. Wenn das Plüsch­tier (bei mir der Gruf­fa­lo) auf mei­nem Pult ist (eigent­lich immer…) , wird in Paar­ar­beit nur Eng­lisch gespro­chen. Höre ich Deutsch, wan­dert der Gruf­fa­lo zum betref­fen­den Schü­ler und bleibt dort solan­ge, bis anders­wo Deutsch gespro­chen wird oder die Lek­ti­on um ist. In der nächs­ten Lek­ti­on muss der Schü­ler einen Kuchen brin­gen. Dies funk­tio­niert prima.

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