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Beschissen oder entzückend?

Robert Gern­hardt

Mate­ria­li­en zu einer Kri­tik der bekann­tes­ten Gedicht­form ita­lie­ni­schen Ursprungs

Sonet­te find’ ich sowas von beschissen,
so eng, rigi­de, irgend­wie nicht gut;
es macht mich ehr­lich rich­tig krank zu wissen,
dass wer Sonet­te schreibt. Dass wer den Mut
hat, heu­te noch so’n dump­fen Scheiß zu bauen;
allein der Fakt, dass so ein Typ das tut,
kann mir in echt den gan­zen Tag versauen.
Ich hab’ da eine Sper­re. Und die Wut
dar­über, daß so’n abge­fuck­ter Kacker
mich mit­tels sei­ner Wich­se­rei­en blockiert,
schafft in mir Aggres­sio­nen auf den Macker.
Ich tick’ nicht, was das Arsch­loch motiviert.
Ich tick’ es nicht und will’s auch echt nicht wissen.
Ich find’ Sonet­te unheim­lich beschissen.

Ach­te beson­ders auf Reim­sche­ma und Syn­tax. Wie ver­hal­ten sich Inhalt/Sprache und Form zuein­an­der und was bedeu­tet das für die Aus­sa­ge des Gedichts?

Hier liest der Autor sein Gedicht.

Klaus Modick

Mate­ria­li­en zu einem Geburts­tag­ständ­chen in der bekann­tes­ten Gedicht­form ita­lie­ni­schen Ursprungs

Sonet­te find’ ich sowas von entzückend,
so rhyth­misch, reimprall, irgend­wie echt geil,
so for­men­streng und vol­le Naht berückend,
der­ar­tig lyrisch fast: Her mit dem Teil!

In sei­ne edlen For­men will ich gießen,
wie Gips in Blech – ach Quatsch, Entschuldigung!
Wie jun­ger Wein im alten Schlauch soll fließen
die hym­ni­sche Geburtstagshuldigung

an jenen stil- und form­be­wuss­ten Meister
an jenen bild- und wortgewalt’gen Mann,
der Robert Gern­hardt heißt. Jawohl, so heißt er.

Ist doch enorm, was so’n Sonett noch kann.
Wir sto­ßen an auf ihn, den jeder gern hat:
Hoch lebe und sehr lang Herr Robert Gernhardt!

Bei­de Gedich­te ordent­lich for­ma­tiert mit Zei­len­num­mern zusam­men mit einer Folie zum ita­lie­ni­schen und eng­li­schen Sonett als zip-Datei.

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How to Write a Cover Letter

  1. rip

    Das Gern­hardtsche kann­te ich, aber die Hul­di­gung von Klaus Modick ist mir neu. Gefällt mir, danke! 🙂

  2. jumamo

    MEIN GOTT, WALTER!

    Oh Herr, gib zu, mein rei­nes Herz
    Schlug Bar­schels Ehren­wort um Längen!
    Doch in der Bade­wan­ne hängen
    Lass ich mich nicht in mei­nem Schmerz!

    Nach Weih­rauch, Pomp und Orgelklängen -
    Ratz­fatz, mein Schatz! Sic glo­ria mundi
    Urplötz­lich tran­sit! Sei­nen Fundi
    Liess Ratz­in­ger zum Rück­tritt drängen!

    Statt mann­haft mit der Welt zu raufen,
    Muss er von Schuld und Miss­brauch flennen!
    Das meis­te wäre doch verjährt!

    Sod­a­no, schicht den Scheiterhaufen!
    Nicht Ket­zer, Schwät­zer sol­len brennen!
    Ver­schwie­gen­heit war altbewährt!

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