Früher Englisch & Sport am Gymnasium - Jetzt nur noch Tango!

Warum wir uns nach Umarmungen sehnen

Der fol­gen­de Text ist eine Über­set­zung von „Why we mar­vel at steps but yearn for embraces“ von Vero­ni­ca Tou­ma­no­va.

Um die Les­bar­keit zu erhö­hen, habe ich im Fol­gen­den meist die männ­li­che Form (Tän­zer, Part­ner, etc.) ver­wen­det. Da ich „Füh­ren­der“ (lea­der) und „Fol­gen­de“ (fol­lower) holp­rig fin­de, ver­wen­de ich „Mann“ und „Frau“. Natür­lich kön­nen auch Frau­en „füh­ren“ und Män­ner „fol­gen“. 

Wei­te­re Über­set­zun­gen von Vero­ni­cas Tan­go Arti­keln fin­dest du hier.

Kei­ne zwei Umar­mun­gen sind genau gleich, so wie kei­ne zwei Tän­zer genau gleich sind. Wir stu­die­ren Schrit­te, sind beses­sen von Tech­nik, üben Fuß­po­si­tio­nen und Balan­ce, und den­noch glau­be ich, was uns am Tan­go anzieht sind Umar­mun­gen. Nach einer Tan­da erin­nern wir uns nur sel­ten an die Schrit­te, die wir getanzt haben, aber wir erin­nern uns immer ziem­lich genau dar­an, wie sich ein bestimm­ter Tän­zer in der Umar­mung ange­fühlt hat. Des­halb suchen wir oft die­sen Tän­zer immer wie­der. Das gilt sowohl für Män­ner als auch Frau­en, obwohl es typi­scher für Frau­en ist, der Umar­mung Vor­rang ein­zu­räu­men gegen­über tech­ni­schen Fähigkeiten.

Was ist eine Umar­mung? Sie ist weder eine Posi­ti­on noch eine Form, sie ist ein RAUM. Ein Raum, in dem wir uns mit­ein­an­der ver­bin­den, um den Tanz zu erschaf­fen, ein Raum inten­si­ver und sehr pri­va­ter Kom­mu­ni­ka­ti­on. In die­sem Raum kön­nen wir eine voll­kom­me­ne Ver­schmel­zung mit dem ande­ren fin­den, manch­mal aber auch eine tie­fe Ein­sam­keit. Es gibt kei­ne „rich­ti­ge“ Umar­mung, den­noch gibt es Umar­mun­gen, die opti­mal zu einem bestimm­ten Stil pas­sen, eine bestimm­te Dyna­mik, ein bestimm­ter Kör­per, eine bestimm­te visu­el­le Ästhe­tik, Ein­stel­lun­gen und Tem­pe­ra­men­te. Trotz die­ser Viel­falt kann man drei wich­ti­ge Fak­to­ren unter­schei­den, die zusam­men, unab­hän­gig vom Stil, eine gute Umar­mung ausmachen.

Der ers­te Fak­tor ist, ob die Umar­mung ange­nehm ist. Eine ange­neh­me Umar­mung bedeu­tet, dass sie die eige­ne Ana­to­mie respek­tiert, und es mög­lich macht, eine akti­ve und trotz­dem natür­li­che Hal­tung ohne Ver­span­nung und unnö­ti­ge Anstren­gung bei­zu­be­hal­ten. Sie respek­tiert gleich­zei­tig die Ana­to­mie des Part­ners. Für den Mann bedeu­tet dies, der Frau genü­gend Bewe­gungs­frei­raum zu bie­ten und alle Ein­schrän­kun­gen ihrer Hal­tung zu ver­mei­den. Eine ange­neh­me Umar­mung ist kein fes­ter Griff, sie ist nicht starr, son­dern viel­mehr wie eine leben­de Krea­tur: Sie muss atmen kön­nen. Damit die Frau eine ange­neh­me Umar­mung schafft, darf sie ihr Gewicht nicht auf den Mann ver­la­gern, ihn nicht als Stüt­ze bei Dre­hun­gen neh­men und sich bei Schwie­rig­kei­ten an ihn hän­gen. In einer ange­neh­men Umar­mung ste­hen bei­de Part­ner auf ihren eige­nen Bei­nen und sogar in einer zuein­an­der geneig­ten Milongue­ro Hal­tung sind sie noch für ihr eige­nes Gleich­ge­wicht und für Gewichts­ver­la­ge­run­gen ver­ant­wort­lich. Eine unbe­que­me Umar­mung ist, glau­be ich, der Haupt­grund einen Tän­zer abzu­leh­nen bzw. einen Tän­ze­rin nicht noch ein­mal aufzufordern.

Der zwei­te Fak­tor ist „Effi­zi­enz“. Eine „effi­zi­en­te“ Umar­mung dient ihrem Haut­zweck: Impul­se zu über­mit­teln und zu emp­fan­gen. Was genau Effi­zi­enz ist, hängt davon ab, wie man tan­zen möch­te, vom Stil, Wort­schatz und der Inten­si­tät der Dyna­mik, die man erschaf­fen möch­te. Des­halb sind Umar­mun­gen im Büh­nen­tan­go viel fes­ter als im nor­ma­len Tan­go, zum Bei­spiel erleich­tern sie Hebun­gen, Sprün­ge und sehr schnel­le Bewe­gun­gen. Die Umar­mung im Tan­go soll­te nicht mit der Ver­bin­dung ver­wech­selt wer­den: Wir schaf­fen Ver­bin­dung durch unser gan­zes Wesen, ein­schließ­lich der Umar­mung. Ein Tan­go­paar kann mit­ein­an­der ver­bun­den sein, ohne sich über­haupt zu berüh­ren. Die Umar­mung fügt ledig­lich einen „phy­si­schen Kanal“ für die Ver­bin­dung hinzu.

Sowohl für Män­ner als auch für Frau­en ist es schwie­rig eine effi­zi­en­te Umar­mung zu erler­nen. Die Schwie­rig­keit liegt dar­in, dass sie so sub­til ist, denn damit eine Umar­mung wirk­lich effi­zi­ent ist, muss sie zunächst voll­stän­dig mit dem Rest des Kör­pers ver­bun­den sein, wie man sich erdet und sein Gewicht ver­la­gert. Und dann muss sie auch noch mit dem Kör­per des Part­ners ver­bun­den sein. In einer effi­zi­en­ten Umar­mung geht es um win­zi­ge Bewe­gun­gen und sub­ti­le Emp­fin­dun­gen. Es ist, als ob man ver­sucht, Was­ser in einem Glas zu bewe­gen: Wenn man das Glas zu stark bewegt, ver­schüt­tet man Was­ser, aber wenn man es nur ein biss­chen und im rich­ti­gen Moment bewegt, kann man im Was­ser selbst eine gro­ße Bewe­gung erzeu­gen. Man muss auch eher mit men­ta­len Bil­dern, Absich­ten und Rich­tun­gen arbei­ten als mit mecha­ni­scher Mani­pu­la­ti­on. Die meis­ten Tän­zer, selbst vie­le fort­ge­schrit­te­ne, stel­len sich die Umar­mung eher als „ein Tor­so mit zwei Armen, der die ande­re Per­son hält“ vor, als etwas, dass über Glied­ma­ßen hin­aus­geht. Des­halb ist bei den meis­ten Tän­zern die Umar­mung mehr oder weni­ger funk­tio­nal, aber nicht effizient.

In der Umar­mung kann man das „ele­men­ta­re Prin­zip“ eines Tän­zers erken­nen und das häu­figs­te ist „Der Mann nimmt die Frau und ver­an­lasst ihre Bewe­gun­gen“. Dies ist ein aus­ge­spro­chen inef­fi­zi­en­tes Prin­zip, denn es über­trägt zu viel Ver­ant­wor­tung auf den Mann, und nimmt der Frau Ver­ant­wor­tung ab. Um die Effi­zi­enz der Umar­mung zu ver­ste­hen, ist es wich­tig, zu erken­nen, dass sie GLEICHERMASSEN von bei­den Part­nern abhängt. Das inne­re Funk­tio­nie­ren der Umar­mung soll­te auch nicht mit ihrer Form ver­wech­selt wer­den. Wenn man die Umar­mung eines Idols nach­ahmt, wirst man des­halb nicht auf die sel­be Art tanzen.

Der drit­te Fak­tor ist der mensch­li­che Fak­tor, er macht jede Umar­mung ein­zig­ar­tig. Du kannst einen ande­ren Tän­zer in allem imi­tie­ren, aber in einer Umar­mung wirst du dich immer als du selbst füh­len. Dei­ne Umar­mung wird durch dei­ne ein­zig­ar­ti­ge Per­sön­lich­keit beein­flusst, dei­ne Erfah­run­gen und dei­nem Ver­hält­nis zu dir selbst und der Welt um dich her­um. Dei­ne Umar­mung wird auch wider­spie­geln, was du über dich sel­ber und ande­re in einem bestimm­ten Moment denkst und emp­fin­dest, ein­schließ­lich all dei­ner Ängs­te, Unsi­cher­hei­ten, Ambi­tio­nen und Absich­ten. Und weil die gemein­sa­me Umar­mung solch ein höchst sen­si­bler Raum ist, wird dein Part­ner / dei­ne Part­ne­rin alles eben­so emp­fin­den, auch wenn er / sie sich des­sen nicht voll­stän­dig bewusst ist. Wenn der Mann durch eine vol­le Tanz­flä­che gestresst ist, wird die Frau dies in der Umar­mung spü­ren. Wenn die Frau Angst vor Feh­lern hat, wird sie ange­spannt und für den Mann nicht prä­sent sein.

Der mensch­li­che Fak­tor kann wei­ter­hin von dei­nem Hin­ter­grund beein­flusst sein, was prak­tisch alles sein kann. Auf­grund mei­ner Umar­mung wur­de ich bereits eini­ge Male als Rus­sin iden­ti­fi­ziert. Man hört oft, dass rus­si­sche (bzw. sla­wi­sche) Frau­en sehr „tie­fe“ Umar­mun­gen und argen­ti­ni­sche Män­ner sehr inten­si­ve Umar­mun­gen haben sol­len. Es gibt Geschich­ten über „kraft­vol­le“ Umar­mun­gen argen­ti­ni­scher Frau­en und Umar­mun­gen tür­ki­scher Män­ner, die einen gera­de­zu „umhau­en“. Ich bin immer sehr vor­sich­tig mit Ste­reo­ty­pen, denn wir Men­schen sind viel zu kom­plex, um mit ein­fa­chen Kate­go­rien von Natio­na­li­tät und Kul­tur erklärt zu wer­den. Manch­mal stim­men die Ste­reo­ty­pen, manch­mal nicht. Wenn man aus einer Kul­tur kommt, in der man ermu­tigt wird, sich kör­per­lich attrak­tiv dar­zu­stel­len und das ande­re Geschlecht aktiv zu umwer­ben und zu ver­füh­ren, und wenn man sich dabei wohl fühlt, dann wird dies der Umar­mung einen gewis­sen ver­füh­re­ri­schen Reiz ver­lei­hen. Wenn man aus einer Kul­tur kommt, in der es nicht als ange­mes­sen gilt, Gefüh­le zu zei­gen, man aber den­noch eine emo­tio­na­le Per­sön­lich­keit ist, dann wird die Umar­mung trotz­dem die­se Per­sön­lich­keit und nicht so sehr den kul­tu­rel­len Hin­ter­grund wider­spie­geln. Ich glau­be auch, dass die „Inten­si­tät“ einer männ­li­chen Umar­mung oft durch die Not­wen­dig­keit ver­ur­sacht wird, die Frau kräf­tig zu hal­ten, um zu ver­hin­dern, dass sie ihre Balan­ce ver­liert und beim Gehen nach hin­ten fällt. Wenn eine Frau sich dar­an gewöhnt, dass ihr auf die­se Art gehol­fen wird, will sie natür­lich immer wie­der zurück in die­se Art von Umarmung.

Der mensch­li­che Fak­tor kann eine wenig ange­neh­me und effi­zi­en­te Umar­mung aus­glei­chen oder sie, ganz im Gegen­teil, völ­lig rui­nie­ren. Wenn dei­ne Umar­mung unge­schickt und inef­fi­zi­ent ist, aber du dich wie eine warm­her­zi­ger, offe­ner und lei­den­schaft­li­cher Mensch anfühlst, wird es für dei­nen Part­ner trotz­dem eine schö­ne Erfah­rung sein. Wenn du eine aus­ge­spro­chen ange­neh­me und effi­zi­en­te Umar­mung, aber eine kal­te und distan­zier­te Ein­stel­lung hast, wird dein Part­ner sich trotz dei­ner vir­tuo­sen Leis­tung elend füh­len. In der Umar­mung wird sich dein Part­ner auch dei­ner Gefüh­le bewusst und wie du die Musik wahr­nimmst. Wenn ein Stück dich emo­tio­nal anspricht, macht sich das sofort in dei­ner Umar­mung bemerkbar.

Es gibt einen wei­te­ren Aspekt, der manch­mal in der Tan­go-Umar­mung spür­bar ist: Ver­füh­rung. Sie wird manch­mal mit dem mensch­li­chen Fak­tor ver­wech­selt, ist aber nur ein Teil davon. Ver­füh­rung macht die Umar­mung nicht ange­neh­mer oder funk­tio­nel­ler, ledig­lich stär­ker „elek­trisch gela­den“. Wenn du die Per­son, mit der du tanzt, magst und sei­ne oder ihre ero­ti­sche Auf­merk­sam­keit akzep­tierst, kann das dei­nem Erle­ben einen deut­li­chen Geschmack ver­lei­hen. Wenn die ero­ti­sche Ladung jedoch sehr stark ist, wird der eigent­li­che Tanz zur Neben­sa­che. Das ERLEBEN des Tan­zes kann zutiefst beglü­cken, denn das Paar tanzt nicht so sehr mit­ein­an­der, son­dern benutzt den Tanz um zusam­men zu sein. Trotz­dem muss man vor­sich­tig sein, wenn man sei­ne Umar­mung mit ero­ti­scher Auf­merk­sam­keit auf­lädt, denn der Part­ner genießt es viel­leicht, oder fängt an, sich ganz im Gegen­teil unwohl zu füh­len oder sich schlicht­weg zu lang­wei­len. Die Umar­mung, beson­ders die enge Umar­mung, ist eine sehr zar­te, inti­me Umge­bung, die schnell ein­engend und unan­ge­nehm wer­den kann.

Letzt­end­lich ist es die Absicht, die man in sei­ne Umar­mung legt, die dar­über ent­schei­det, ob sich der Part­ner will­kom­men, ein­sam, bewer­tet oder akzep­tiert fühlt. Es gibt eine grund­le­gen­de Absicht, die immer hilft einen guten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fluss zu eta­blie­ren, egal wie uner­fah­ren man ist. Es ist eine „Bot­schaft“, die die Part­ner ein­an­der über­mit­teln kön­nen, wenn sie sich umar­men und wenn sie tan­zen. Die Bot­schaft des Man­nes an die Frau lau­tet: „Ver­traue mir“ und der Frau an den Mann: „Ich ver­traue dir.“

War­um ist Ver­trau­en so wich­tig? Es hat mit der Essenz der bei­den Rol­len zu tun.

Der Mann ist für die Bewe­gun­gen des Paa­res ver­ant­wort­lich und Leh­rern sagen Män­nern sie sol­len „ihre gan­ze Auf­merk­sam­keit auf die Frau rich­ten“, damit sie sich so füh­len, als ob sie das gan­ze Paar wären und sich als sich bewe­gen­de Ein­heit vor­stel­len wür­den. Die Frau drückt sich in ihren eige­nen Bewe­gun­gen aus, deren Umfang vom Mann vor­ge­schla­gen wird, des­halb sind ihre Bewe­gun­gen ein Aus­druck der Absicht des Man­nes. Dies bedeu­tet nicht, dass die Frau wich­ti­ger ist und der Mann nur eine unter­stüt­zen­de Rol­le spielt, weil er jede ihrer Bewe­gun­gen lenkt. Es bedeu­tet auch nicht, dass die Frau ledig­lich ein Instru­ment ist, denn sie bewegt sich immer so wie sie möch­te und kann. Bei­de sind glei­cher­ma­ßen wich­tig und wür­den ohne ein­an­der ein­fach nicht existieren.

Wenn sich der Mann zu sehr auf die Schrit­te und sei­ne eige­nen Bewe­gun­gen kon­zen­triert, wird die Frau sich unwei­ger­lich füh­len, als ob sie wie ein Werk­zeug benutzt wird. Es ist auch wich­tig, dass die Schrit­te „funk­tio­nie­ren“, denn wenn sie das nicht tun, wer­den bei­de Part­ner das Gefühl haben „Feh­ler“ zu machen. Wenn sich jedoch der Mann voll­kom­men auf die Bewe­gun­gen der Frau SO WIE SIE GERADE PASSIEREN kon­zen­triert, ist es nicht mehr von Bedeu­tung, ob die Schrit­te funk­tio­nie­ren und „Feh­ler“ füh­len sich nicht mehr wie Feh­ler an, sie wer­den Teil der gemein­sa­men Impro­vi­sa­ti­on. Wenn die Frau sich zu stark auf das kon­zen­triert, was sie vom Mann „liest“, um bewusst sei­ne „Vor­stel­lun­gen“ zu ver­ste­hen, wird sie ihre Haupt­auf­ga­be ver­ges­sen: näm­lich spon­tan und vol­ler Ver­trau­en auf jeden Vor­schlag des Man­nes zu reagie­ren und SICH ZU BEWEGEN. Der Mann soll­te des­halb der Frau das Gefühl geben, dass er weiß was er tut, dass sie mit­ein­an­der Spaß haben wer­den und dass er sie in unvor­her­ge­se­he­nen Situa­tio­nen schüt­zen wird. Und die Frau muss sich wie­der­um bewusst auf das Spiel, das der Mann vor­schlägt, ein­las­sen, ganz sie selbst sein und gleich­zei­tig dem Mann erlau­ben sei­ne Absich­ten aus­zu­drü­cken. Um zu tan­zen, darf eine Frau kei­ne Angst haben und um ihr dabei zu hel­fen, muss der Mann ver­trau­ens­wür­dig sein. Wenn die Frau nicht tanzt, kann auch der Mann nicht tanzen.

Eines der schöns­ten Gefüh­le, das eine Frau einem Mann ver­mit­teln kann, ist das der VÖLLIGEN FREIHEIT des Aus­drucks. Völ­li­ge Frei­heit bedeu­tet nicht Frei­heit von der Frau, para­do­xer­wei­se bedeu­tet es voll­stän­di­ges „Zusam­men­sein“ mit der Frau, obwohl bei­de immer noch zwei unter­schied­li­che Indi­vi­du­en sind. Die­ses Gefühl der Frei­heit kommt von dem Gefühl, dass jeder Vor­schlag von der Frau voll­stän­dig ver­stan­den wird und zwar nicht nur ver­stan­den, son­dern ver­stärkt und wei­ter­ent­wi­ckelt wird. Tan­go ist eine Unter­hal­tung und damit es eine erfül­len­de Unter­hal­tung wird, muss einer begin­nen und der ande­re muss die Idee ver­ste­hen und sie weitertragen.

Eines der schöns­ten Gefüh­le, das ein Mann einer Frau ver­mit­teln kann, ist es, sei­ne GANZE AUFMERKSAMKEIT zu haben. Oft sagen Frau­en: „Ich wün­sche mir, sie wür­den nicht all die­se tol­len Schrit­te aus­pro­bie­ren, son­dern ein­fach nur bei mir sein“, was nicht bedeu­tet, dass Frau­en im Tan­go nicht die Schrit­te genie­ßen; es bedeu­tet ledig­lich, dass sie nicht ger­ne wie ein Werk­zeug benutzt wer­den. „Aber gibt es da nicht einen Wider­spruch?“, könn­te man fra­gen. Wie kann sich ein Mann ganz auf die Frau kon­zen­trie­ren, wenn alles was er will völ­li­ge Frei­heit des Aus­drucks ist? Aber genau dar­um geht es. Die Bewe­gung der Frau IST der Aus­druck des Man­nes. Sobald der Mann dies ver­steht, fängt alles an per­fek­ten Sinn zu machen. Das erklärt auch, war­um eini­ge Män­ner behaup­ten, dass sie Frau so tan­zen las­sen, wie SIE möch­te, denn sie haben ihre Auf­merk­sam­keit so gut auf die Frau ein­ge­stellt, dass sie ihre „inne­re Logik“ spü­ren, die Art, wie sie die Musik inter­pre­tiert und mit ihrer Ener­gie spielt und sie kön­nen im Vor­aus spü­ren, wie sie sich wahr­schein­lich aus­drü­cken möchte.

In der Theo­rie klin­gen die drei Fak­to­ren (Wohl­füh­len, Effi­zi­enz und der mensch­li­che Fak­tor) wie sepa­ra­te Kri­te­ri­en, aber in der Pra­xis sind sie das nicht. Sie beein­flus­sen sich gegen­sei­tig und glei­chen sich auch gegen­sei­tig aus. Eine ange­neh­me Umar­mung ist nicht not­wen­di­ger­wei­se effi­zi­ent, aber eine effi­zi­en­te Umar­mung ist nor­ma­ler­wei­se ziem­lich ange­nehm. Mensch­li­che Qua­li­tä­ten wie Auf­merk­sam­keit und Sen­si­bi­li­tät wer­den dir hel­fen eine viel effi­zi­en­te­re Umar­mung zu schaf­fen, ein­fach, weil du bewuss­ter auf die Bewe­gun­gen dei­nes Part­ners ach­test. Und eine ange­neh­me Umar­mung besitzt nor­ma­ler­wei­se eine schö­ne mensch­li­che Qua­li­tät, ein­fach weil sie die Hal­tung des Part­ners respek­tiert. Die Umar­mung im Tan­go zu leh­ren und zu ler­nen ist kom­plex und her­aus­for­dernd, aber auch fas­zi­nie­rend. Immer mehr Tän­ze­rIn­nen auf der gan­zen Welt erken­nen, dass unse­re Spiel­wie­se viel­leicht die Schrit­te sind, aber unser Zuhau­se ist die Umar­mung und dort­hin wol­len wir immer wie­der zurückkehren.

Zurück

HW Bad Day at the Office

Nächster Beitrag

Learning styles – debunked

  1. Ortrud

    wun­der­ba­rer Arti­kel … abso­lut tref­fend! Soll­te jeder lesen, der Tan­go tan­zen möch­te, oder schon län­ger dabei ist.

  2. Dr.Harald Fitz

    Groß­ar­tig ! … zum „Dia­log kom­men“ ist gefragt, nicht zwei exakt syn­cron zusam­men getanz­te Schritt­fol­gen, usf. Kom­men­tar von Ortrud paßt super !!!

  3. Tassilo

    Und es gilt bei­lei­be nicht nur für Tango!

  4. Nediljko Gadzo

    Sehr schön und hilf­reich ausgedrückt.
    Vie­len Dank

Schreibe einen Kommentar zu Dr.Harald Fitz Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén